
Eine Welt voller Bücher
Auf diesen Seiten möchte ich euch sowohl einige Autoren und ihre Werke vorstellen als auch Bücherempfehlungen aussprechen.
Autorenvorstellung

Stephanie Abendstern
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich bin eine der Autorinnen, die eigentlich schon immer geschrieben haben. Die erste Geschichte, an die ich mich erinnern kann, war eine Benjamin Blümchen Fanfiction, die ich mit 8 Jahren in ein A5 Schulheft gekritzelt und meiner Klasse vorgelesen habe. Danach folgte die Geschichte von Detektivin Stephanie, die einen Kriminalfall in ihrem Heimatort, Ostro, löst. Diese Geschichte wurde leider gnadenlos von zwei meiner älteren Brüder umgeschrieben, so dass meine Protagonistin nur noch Jagd auf jemanden machte, der überall Pfandflaschen herumliegen ließ.
Wie reagiert dein Umfeld?
Tatsächlich wusste bis auf meinen Mann lange Zeit niemand von meinem Vorhaben, ein Buch zu veröffentlichen. Meine Mutter liest keine Bücher, meine älteren Brüder haben mich lange Zeit für mein Hobby belächelt. Inzwischen folgt mir meine Mutter sogar auf Instagram, was mich sehr freut. Vielleicht liest sie mein Debüt ja sogar irgendwann?
Welche Themen reizen dich?
Mich reizt vieles. Wenn ich es auf einen Nenner herunterbrechen soll, dann sind es Spannungen zwischen den Charakteren. Ich mag es, wenn es knistert oder zu Reibereien und Missverständnissen kommt. Je dramatischer, desto besser. Daher habe ich auch lange Zeit (im stillen Kämmerlein) für Erwachsene geschrieben. Erst später ist mir aufgegangen, dass es bei Kindern/Teenagern oft noch viel mehr Drama gibt. Daher vereint mein Debüt 3 Themen, die ich spannend finde: Fantasy, einen Kriminalfall und das chaotische Gefühlsleben von Heranwachsenden, die sich manchmal nicht einmal selbst verstehen können und nicht immer rationale Entscheidungen treffen.
Woran schreibst du aktuell?
Ich arbeite an zwei Manuskripten, die sich beide in der Überarbeitungsphase befinden. Der 2. Teil meiner Merle-Reihe soll, wenn möglich, schon im Sommer erscheinen. Außerdem arbeite ich an einer mystischen Romantasy-Geschichte für Erwachsene. Sie trägt den Arbeitstitel „Das Haus im Wald“ und verfolgt die Geschichte zweier Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten ein scheinbar leerstehendes Haus im Wald finden. Mehr wird nicht verraten. 😉
Buchvorstellung
Bücher ab 12
Kinderbücher

Das magische Fundbüro (Maike Stein)
Von Dracheneiern und magischen Labyrinthen
Finja ist ein junges Mädchen in einer kleinen Stadt, deren Sommerferien gerade beginnen, was sie gar nicht so toll findet. Immerhin sollte sie eigentlich ihren Vater besuchen, doch daraus wird mal wieder nichts. Ihr Freund, der Kapitän Bruno, erzählt ihr von einem Drachenei und dass der Drache nach dem Schlüpfen entflohen ist. Auch wenn Finja eigentlich nicht an Drachen glaubt, versichert sie ihm ihre Mithilfe.
Kurz darauf erfährt sie, dass in ihr wie in allen Familienmitgliedern Magie ist und sie wird in eine fantastische Welt voller Labyrinthen, Zauberei und magischen Tieren eingeführt. Nur was hat der Drache von Kapitän Bruno damit zu tun?
Das Kinderbuch ab 8 Jahren ist wunderschön illustriert und auch das Cover wirkt mit seinem Wimmelbild-Charme höchst einladend. Die Figuren neben Finja sind liebevoll erstellt und bringen alle ihren eigenen Charakter mit. Sie findet schnell Freunde, aber manche sind ihr nicht wohlgesinnt. Ihr Lehrer kann sie offensichtlich nicht leiden und hat immer etwas an ihr auszusetzen.
Die Geschichte führt in die neue Welt voller Magie ein, die man am ehesten mit anderen magischen Schulen vergleichen kann. Wir lernen den Unterricht kennen, Mitschüler, Lehrer und tägliche Probleme der Figuren.
Das Thema des Buches ist sicherlich nicht neu, aber aktuell und modern umgesetzt und gut zu lesen. Gerade zu Beginn empfand ich manche Beschreibungen zu komplex für Achtjährige (da musste ich zweimal lesen, um zu verstehen, was mir gesagt werden soll). Ansonsten nutzt die Autorin jedoch kinderfreundliche Worte und Formulierungen. Zu erwähnen hierbei sind die Abschnitte, in denen die Perspektive von Finja zu einem anderen Charakter wechselt. Wie in einer Art Dokumentation finden wir ab und an kurze Texte, die die Worte eines der Lehrer oder des Kapitäns wiedergeben. Ein schönes Auflockern des Gesamttextes.
Insgesamt empfehle ich das Buch allen Achtjährigen, die sich gerne auf magische Wesen und Magie einlassen mögen. Die Geschichte des ersten Bandes beherbergt viel Potenzial für weitere Abenteuer.

Hüterin der Schmetterlinge (Ruth Rahlff)
Stella ist ein Mitglied der Tagfaltergilde und liebt ihre Schmetterlinge über alles, besonders die wunderschönen Kleopatra-Falter. Doch eines Tages sind die Insekten spurlos verschwunden! Gemeinsam mit ihrem neuen Klassenkameraden Victor macht sie sich auf die Suche. Bald schon erkennt sie, dass nicht nur um ihre Familie einige Mythen ranken, sondern auch um die Victors. Ihre Mutter und ihre Oma halten ihr wichtige Informationen vor, und was hat das alles mit der Prophezeiung auf sich?
Das fantastische Kinderbuch ab 10 Jahren ist der Auftakt zu einer wunderschönen Welt der Schmetterlinge, umrankt von mysteriösen Gilden und Geheimnissen. Mit einem gut ausgeklüngelten Spannungsbogen, der immer wieder neue Fragen aufwirft, gelingt es der Autorin, das Geheimnis um die verschwundenen Kleopatra-Falter bis zum Ende aufrecht zu erhalten.
Mit Stella hat sie eine freundliche und kluge Protagonistin geschaffen, die sich altersgemäß verhält und neugierig auf ihre Umgebung reagiert. Es werden weiterhin wichtige Themen für Heranwachsende thematisiert: Streit mit den Eltern, dem Widersetzen gegen Regeln und die Vorurteile anderen Gruppen gegenüber.
Das Thema des Buches ist originell und neu, auf diese Art und Weise habe ich noch kein Buch über Schmetterlinge vor mir gehabt. Man lernt ein paar Details über die kleinen Falter, immer vermischt mit dem magischen Aspekt der Gilden, die sich um die Schmetterlinge kümmern und mit ihrer Hilfe Seifen, Cremes und Heilmittel herstellen.
Insgesamt habe ich den Roman, der knapp 250 Seiten besitzt, binnen kurzer Zeit verschlungen und hatte an keiner Stelle das Gefühl, mich zu langweilen oder irrelevante Informationen vorgesetzt zu bekommen. Alles fügt sich nahtlos ineinander und erzeugt ein tolles Leseempfinden. Es werden auch einige Andeutungen für mögliche Folgebände gesetzt, die Lust auf mehr machen. Ich würde das Buch für Leser:innen ab 10 Jahren empfehlen, jüngeren Kindern könnte man es sicherlich auch bereits vorlesen.

Wings of fire (Tui T. Sutherland)
Zum Teil arg brutale Tode der Drachen, insgesamt gelungener Auftakt
Einer Prophezeiung folgend werden die fünf Jungdrachen Clay, Glory, Tsunami, Sunny und Starflight heimlich in einer Höhle großgezogen. Sie sollen eines Tages für Frieden im Land sorgen. In ihrem jugendlichen Übermut versuchen sie jedoch, aus dem Gewahrsam ihrer Mentoren zu fliehen und landen bei Königin Scarlett, der Anführerin der Himmelsdrachen. Clay, der Protagonist, muss alles in seiner Macht stehende unternehmen, um seine Freunde zu retten.
Das fantastische Kinderbuch ab 9 Jahren zeigt eine Welt voller Drachen, in der die Menschen lediglich eine untergeordnete Rolle spielen und ab und an als Futter dienen. Einige Stellen sind bereits brutal, da hier Drachen aufgeschlitzt und getötet werden. Bereits im ersten Kapitel wird ein Drache grausam getötet. Ob das wirklich für Neunjährige geeignet ist, kann ich nicht sagen. Hier sollten die Eltern auf jeden Fall abwägen.
Die Jungdrachen stecken immer wieder in neuen Schwierigkeiten, die sie gemeinsam und mutig angehen und schließlich mit Hilfe von außen auch überwinden. Dabei trifft Clay auf neue Freunde und Feinde und macht sich am Ende auf den Weg, seine Familie zu suchen. Dies ist gleichzeitig auch der Auftakt für ein neues Abenteuer, von denen es bereits viele Bände gibt.
Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet, jeder der fünf Jungdrachen hat seinen eigenen Charakter und eine eigene Mentalität, was ich als durchaus positiv empfinde.
Insgesamt ist der Auftakt zur „#1 New York Times Bestseller-Reihe“ gut gelungen und macht Lust auf mehr. Empfehlen würde ich es wie oben bereits erwähnt nicht unbedingt jedem Neunjährigen, hier sind die Eltern gefragt.
Bücher ab 12

Dark Sigils (Anna Benning)
Spannende Urban Fantasy mit für mich neuen Elementen
Rayne lebt im Armenviertel Londons und um für sich und ihre engste Freundin Lily endlich die Freiheit zu erlangen, kämpft sie mithilfe der sogenannten Sigils – die ihr für kurze Zeit Magie injizieren. Doch während einer dieser Kämpfe geschieht etwas mit der Magie, das sie nicht versteht. Kurze Zeit später wird sie ins Mirror-London geholt – einem gespiegelten London hoch oben im Himmel. Dort muss sie sich entscheiden: Entweder die Magie in ihr wird sie nach und nach töten oder sie schließt sich den Sieben an – die über die mächtigsten Sigil der Welt herrschen. Bald schon steckt sie in einem Gewirr aus Intrigen und Machtkämpfen. Dabei will sie nur eins: Lily finden und endlich frei sein.
Die Geschichte startet schnell und imposant, man ist sogleich von der dargestellten Welt gebannt und lernt andauernd neue Details kennen – und das nebenbei ohne viel Infodumping. Die Idee mit der Spiegelwelt und den Sigils, die nicht-magischen Menschen trotzdem Magie verleihen können, in Verbindung mit dem Schicksal einer jungen Frau ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Spannung reißt kaum mehr ab, bis sie am Ende in einem explosiven Finale gipfelt.
Der Autorin gelingt es mit ihrem überaus guten Schreibstil, den Leser für Stunden ans Buch zu fesseln. Auch wenn es zwischenzeitlich etwas durcheinander gerät und man nicht mehr weiß, wer denn nun welche Absichten verfolgt, ergibt sich am Ende eine in sich schlüssige Story, die bereits Andeutungen für den nächsten Teil preisgibt.
Durch die Verbindung von genretypischen Merkmalen wie einem weichen Magiesystem, starken Charakteren mit grundlegenden Schwächen und einer Liebesgeschichte mit mir bisher unbekannten Aspekten wie dem Injizieren von Magie oder der Spiegelwelt hat mir der Roman wirklich gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band!

Goldene Flammen (Leigh Bardugo)
Etwas Magie, etwas Schule, etwas Liebe – alles eher oberflächlich.
Alina – eine Kartografin in der Ersten Armee des Zaren – findet durch einen Zufall heraus, dass in ihr Magie schlummert. Sie wird vom „Dunklen“, der älteste und mächtigste der Grishas, mitgenommen und lernt abseits der Gesellschaft, mit ihrer Magie umzugehen. Doch der Dunkle hat weitaus mehr mit ihr vor, als sie dachte.
Alina ist eine unsichere, in ihren Augen sehr hässliche und unscheinbare Frau. Und das lässt sie auch immer wieder durchscheinen. Sie hat keine Ahnung, was genau der Dunkle von ihr will, doch lässt sie sich immer wieder auf ihn ein. Der erste Band der Trilogie behandelt das Erwachen der Macht Alinas, das eine ganze Weile auf sich warten lässt und dann ein wenig unspektakulär auftritt. Dazwischen hat man wirklich das Gefühl, man ist zu Teilen im „Harry Potter“-Universum, denn es wimmelt von Unterrichtsstunden, Klassenkameraden und Mentoren, die allesamt entweder super nett oder ätzend sind.
SPOILER: Im letzten Drittel entwickelt sich der Roman eher in Richtung Liebesgeschichte zwischen drei Leuten, was mich persönlich nicht sonderlich anspricht. Besonders, wenn die Protagonistin wie ein kleines Mädchen agiert und nicht weiß, wohin mit ihren Gefühlen.
Insgesamt leider voller Stereotypen, keiner wirklich neuen Handlung und ohne Alleinstellungsmerkmal.

Goyas Ungeheuer (Berna González Harbour)
Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer – mitten in Madrid, mitten im Jetzt.
Die suspendierte Comisaria María Ruiz kommt nach einer Auszeit wieder zurück nach Madrid – und wird mit einer Reihe von mysteriösen, nicht zusammenpassenden Morden konfrontiert. Eigentlich nicht im Dienst, beginnt sie trotz aller Warnungen ihres Anwalts und ihrer Freunde bei Polizei und Zeitung mit ihren privaten Ermittlungen. Dabei stößt sie auf die Verbindung zu den Werken Francisco Goyas und verstrickt sich immer mehr in den Fall. Bald gerät sie selbst in den Verdacht, etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Auch ihre Freunde benehmen sich immer merkwürdiger.
Der Kriminalroman bietet den Leser:innen eine spannende Verfolgung von mysteriösen Fällen und ihre Verbindung zu einigen berühmten, aber auch unbekannteren Werken Goyas, die sinnvoll in die Geschichte eingebunden waren. Von den meisten der besprochenen Werke gibt es auch kleine Fotos, die im Buch abgedruckt sind. Man lernt eine Menge aus Goyas Leben, wenn auch teilweise sehr subjektiv durch die Brille des Täters gesehen. So würde ich als Goya-Fan keinesfalls unterschreiben, dass er gegen Ende seines Lebens absolut irre war. Doch für den Täter ist die Entwicklung vom Hofmaler mit seinen schönen Szenen aus dem Alltag der spanischen Gesellschaft im 18./19. Jahrhundert bis zur individuellen Auseinandersetzung mit dem spanischen Krieg gegen Napoleon und der anschließenden Hungersnot inklusive der Verarbeitung von Goyas schlimmer Krankheit, die in Gehörlosigkeit endete, der Aufhänger, um sich in seine Arbeit hineinzusteigern.
María Ruiz ist eine impulsive, schnell denkende Polizistin, die ihrem ehemaligen Rang absolut gerecht wird – kein Wunder, dass ihre ehemaligen Mitarbeiter weiterhin zu ihr aufschauen. Sie verstrickt sich immer weiter in den Fall, dabei lernt man aber auch ihren fürsorglichen Charakter einem Straßenjungen gegenüber kennen. Eine vielschichtige Persönlichkeit, die sich nicht zu schade ist, sich für ihren Job in Gefahr zu bringen.
Die Umsetzung hat mir sehr gut gefallen, zeugt sie doch von guter Recherche und der Feinfühligkeit, diese ohne nervtötenden Infodump einfließen zu lassen. Die Spannungskurve an sich steigt stetig an, auch wenn sie keinen für mich wahnsinnig hohen Höhepunkt erreicht. Sie bleibt jedoch solide und schaffte es, mich für einige Stunden in ihren Bann zu ziehen.
Einzig die ab und an auftauchenden Perspektivwechsel mitten im Kapitel haben mich irritiert. Man liest aus Marías Perspektive und auf einmal springt man in den Kopf ihres Gesprächspartners, danach wieder zurück.
Insgesamt hat mir dieser Krimi – und ich lese eigentlich nie Krimis, nur das Thema Goya hat mich dazu gebracht – sehr gut gefallen. Es gibt unzählige Hinweise, die sich erst am Ende verdichten und zusammenlaufen, mehrere Verdächtige, auch unter den Freunden macht sich Missmut breit.
Alles in allem empfehle ich diesen Roman allen Krimifans, die sich gleichzeitig auch für Kunstgeschichte interessieren oder sich davon nicht abschrecken lassen.

Firefight (Brandon Sanderson)
Nachdem Steelheart besiegt ist, muss sich Dave umorientieren – denn seine Rache hat er bekommen. Seine Aufmerksamkeit richtet sich nun darauf, andere Epics zu ermorden. Gemeinsam mit dem Professor reist er in eine wundersame Stadt, die beinahe vollständig mit Wasser geflutet ist. Hier herrscht eine weitere High Epic, der sie den Garaus machen wollen. Doch was hat es mit den leuchtenden Früchten zu tun, die hier wachsen? Und wie zum Teufel kann Dave beweisen, dass Megan weiterhin auf ihrer Seite steht?
Sanderson führt die Geschichte rund um die Rächer und den Professor weiter, indem er sie in eine neue Stadt mit neuen Gegnern setzt. Nicht nur von außen droht Gefahr, sondern auch von innen. Sandersons Schreibstil ist durchgehend gut und dieses Mal nicht wie in Band 1 mit Wiederholungen gespickt, die mich bei Steelheart etwas genervt haben und Infos von vor zwei Kapiteln rekapitulierten.
Die Figuren entwickeln sich weiter und es kommen weitere Überraschungen hinzu. Auch die Geschichte hinter Calamity und den Schwächen der Epics wird näher beleuchtet. Mit vielen Wendungen rechnet man als Leser nicht, andere jedoch kann man recht gut vorausahnen. Insgesamt gesehen würde ich die Spannungskurve als mittelmäßig bezeichnen. Das Thema ist zwar dasselbe, es geht immer noch um die bösen Epics, aber sie wird vielschichtiger, was ich gut finde.
Gegen Ende hin geschehen einige Dinge, die das gesamte bisherige Konstrukt ein wenig aus den Fugen geraten lässt, was ich persönlich jedoch gut finde. So bin ich gespannt auf den dritten Band.
Insgesamt würde ich das Buch denjenigen empfehlen, die den ersten Band bereits gerne gelesen haben und sich erneut auf den Kampf gegen die Superhelden einlassen möchten. Allerdings würden einige Informationen fehlen, sollte man Band 1 noch nicht gelesen haben.

Erebos (Ursula Poznanski)
Nick erhält den Zugang zu dem PC-Rollenspiel „Erebos“ und ist sogleich vollkommen fasziniert davon. Nachdem er sich komplett von seinen Freunden und der Realität abschottet, stellt er jedoch nach und nach fest, dass das Spiel einen eigenen Willen zu haben scheint und er bald schon Aufgaben erledigen muss, die im Magenschmerzen bereiten.
Das Thema des Buches ist weiterhin hochaktuell. Besonders die neuen Medien schlagen die Jugendlichen derart in ihren Bann, dass das Szenario aus „Erebos“ leider gut vorstellbar ist. Der Protagonist Nick versinkt ebenfalls in diese neue, faszinierende Welt und der Leser verfolgt die Veränderungen seines Charakters. Zu manchen Zeiten verdreht man gar die Augen über ihn, weil man es als Leser natürlich ganz anders machen und nicht auf das Spiel hereinfallen würde.
Die anderen Charaktere bleiben leider sehr oberflächlich, lediglich Emily – Nicks heimliche Liebe und Gegnerin des Spiels – zeigt ab und an Vielschichtigkeit. Besonders Colin und Jamie, zu Beginn die besten Freunde Nicks, kommen in der Charakterentwicklung zu kurz, dabei nimmt besonders Jamie einen wichtigen Part im Buch ein.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Story in der realen Welt ist im Präteritum, die des Computerspiels im Präsens geschrieben. Ab und an gibt es Szenen, in denen ein Unbekannter von Dunkelheit spricht, die konnte ich bis zuletzt nicht richtig einordnen.
Insgesamt gesehen würde ich Erebos eine gute Bewertung verleihen. Es ist spannend geschrieben, der Protagonist besitzt genügend Ecken und Kanten, um ihn sympathisch zu finden und manchmal doch über ihn zu fluchen und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende erhalten. Auch die Auflösung ist logisch nachvollziehbar und zeigt, was Gruppenzwang und der Einfluss der Medien zustande bringen.

Cryptos (Ursula Poznanski)
Die Menschheit lebt zu einem Großteil des Tages in der digitalen Welt, um das Elend der realen Welt nicht erdulden zu müssen. Wie in einem Spiel können sie Weltenpässe erlangen, indem sie Aufgaben erledigen und sich somit den Zugang zu den unterschiedlichsten Gebieten freischalten.
Jana ist Weltendesignerin und arbeitet für den Großkonzern Mastermind. In einer ihrer drei Welten geschieht ein mysteriöser Mord, dem sie eigenhändig nachgeht. Schon bald verstrickt sie sich immer mehr in eine allumfassende Intrige, die sie nach und nach in die Ecke drängt und beinahe umbringt.
Cryptos behandelt ein außergewöhnliches Thema. Hier prallen die unterschiedlichsten Welten aufeinander: Dinosaurier, Venedig, verschlafene Küstenstädte, Dämonen- und Feenreiche. Doch der Genremix steht thematisch nicht im Mittelpunkt und wirkt dementsprechend nicht zu aufdringlich. Zu Beginn steht das Suchen nach Antworten und eine Verfolgungsjagd durch die Welten im Vordergrund, später dann der Kampf ums Überleben einiger Menschen.
Mit Jana ist eine starke Protagonistin entstanden, die durch missliche Zufälle zwischen die Fronten zweier Mächte gerät und sich für eine Seite entscheiden muss. Dies geschieht nicht ohne Zweifel, Angst und falsche Entscheidungen.
Der Spannungsbogen flacht nach dem zweiten Drittel etwas ab, da die Story hier eine andere Wendung nimmt und einige Zeit nicht klar ist, worauf alles hinausläuft. Auch nachdem dies klargeworden ist, schafft es der Roman nicht mehr, an das Erzähltempo des ersten Teils heranzukommen.
Insgesamt gesehen lohnt sich Cryptos, denn das Thema ist äußerst aktuell und die Autorin entführt die Leser in so unterschiedliche Welten, dass für jeden etwas dabei ist. Auch wenn der Spannungsbogen abflacht, ist die Story gut erzählt und bis zum Schluss hin rund.

Erebos 2 (Ursula Poznanski)
Ursula Poznanskis Roman „Erebos 2“, erschienen im Sommer 2019, ist die Fortsetzung des Bestsellers „Erebos“ aus dem Jahre 2011. Es spielt zehn Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils, der Protagonist Nick ist erwachsen und studiert. Eines Tages erscheint auf seinem Smartphone das ihm nur zu gut bekannte rote E und er befindet sich kurz darauf mitten in einer neuen Spielrunde von Erebos.
Dieses Mal scheint das Programm seine Spieler stärker zu überwachen denn je – und hat sprechen gelernt. Bald schon merkt Nick, dass er wieder nicht entkommen kann und nimmt Kontakt zu seinen früheren Mitstreitern auf.
Parallel dazu spielt auch der Jugendliche Derek das Spiel und ist wie Nick zehn Jahre zuvor begeistert. Doch auch er merkt letztlich, was das Spiel von einem fordert.
Wie in „Erebos“ versucht Nick nach und nach gemeinsam mit Freunden herauszufinden, was und wer sich dieses Mal hinter dem Spiel verbirgt. Das Thema ist so aktuell wie nie – Video-Überwachung, GPS-Verfolgung, sogar Stimmen kann das Spiel imitieren und bringt Nick einige Mal in große Bredouille. Der Spannungsbogen ist auch hier wieder bis zum Ende hoch, da erst am Ende alle Zusammenhänge deutlich werden.
Leider kommt „Erebos 2“ in meinen Augen nicht an seinen Vorgänger heran. Wie bei vielen Fortsetzungen habe ich auch hier das Gefühl, dass die Story an sich nicht neu ist und die Autorin vieles in veränderter Form erneut aufgreift. Das ist sehr schade, birgt das Thema doch unendlich viele Möglichkeiten. Trotzdem habe ich es bis zum Ende gern gelesen.

Stay alive (Frank Maria Reifenberg)
„Stay alive“ von Frank Maria Reifenberg ist ein spannender Roman für Mädchen und Jungen ab 12 Jahren. Die fünf Jugendlichen Hunter, Jaden, Joey, Rebel und Maggie spielen gemeinsam das Videospiel „Seven Souls“ und erreichen das Finale. Dies wird in der Realität fortgesetzt und bald überschlagen sich die Ereignisse.
Geschrieben ist der Roman aus personaler Erzählperspektive, die zwischen den fünf Figuren switcht und auch ab und an den sogenannten Wächter zu Wort kommen lässt, der für die Überwachung im Spiel zuständig ist. So türmen sich bereits zu Beginn viele Fragen, die im Laufe der Zeit beantwortet werden und am Ende zu einem schlüssigen und überraschenden Ende führen. Von einigen Ungereimtheiten abgesehen, die man vorschnell dem Lektorat in die Schuhe schieben möchte, lässt sich alles gut lesen. Und am Ende erkennt man dann, dass diese Ungereimtheiten vollkommen Absicht gewesen sind.
Der Stand der Technik ist interessant, denn es gibt auf der einen Seite noch normale Smartphones, auf der anderen seltsame Masken, die sich wie eine zweite Haut aufs Gesicht legen. Die verschiedenen Figuren sind höchst unterschiedlich und divers angelegt, wichtige Themen wie Diskriminierung oder Identitätsfindung fließen wie nebenbei ein und sind gut und sensibel umgesetzt.
Insgesamt ist die Konzeption des Romans gut überlegt und innovativ. Was mir fehlt, ist ein abschließender Showdown, bei dem es ums Ganze geht. Die Szenerie wechselt häufig und schnell, was der heutigen Generation Kinder sicher zugute kommt. Ich empfehle das Buch allen Mädchen und Jungen ab 12.

Die Ringe der Macht (Helmut Pesch)
Elderland ist ein abgeschiedenes Land, das von Meer und Bergen umgeben ist. Es ist die Heimat des friedfertigen Ffolks. Seit Kurzem hat der junge Kimberon Veit das Amt des Museums-Kustos inne. Doch als sich die Schatten der Vergangenheit auf das Land legen und eine Gefahr heraufzieht, treten lange vergessene Geheimnisse ans Licht.
Über diese Hommage an Tolkiens Herr der Ringe habe ich sehr gute und sehr schlechte Rezensionen gelesen, die eigentlich dasselbe gut bzw. schlecht finden. Die einen meckern über die Charaktere, die man zum Teil gut mit den originalen Figuren vergleichen kann, die anderen sind begeistert über die Detailtiefe derselben. Die einen jammern über Orte/ Story, die anderen empfinden sie besser als das Original.
Ich denke – und das wird alle eingefleischten Tolkienleser aufschnauben lassen – dass man „Die Ringe der Macht“ sehr gut lesen kann und kaum Langeweile aufkommt, im Gegenteil zu manchen Stellen im Original. Alles passt zusammen, es gibt keinen übermäßig umfangreichen Infodump, der nicht später noch mal wichtig wird. Ja, es gibt Orte, die man zweifelsohne an Tolkiens Welt angelehnt hat, ebenso Lebewesen und Charaktere, und ich habe das ein oder andere Mal geschmunzelt, weil mir die Parallelen dermaßen ins Auge stachen. Aber nichtsdestotrotz habe ich die gesamte Story um Kim, Burin und Fabian gern verfolgt.
Ich muss sagen, dass ich echt kein High Fantasy Fan mehr bin, und den eingeschränkt auktorialen Erzähler finde ich schwierig, aber der Roman hat mich trotzdem durchweg mitgenommen und begeistert.
Ich empfehle ihn allen Herr der Ringe Fans, die kein Problem mit wiedererkennbaren Figuren und Orten haben und sich einfach darüber freuen, endlich mal wieder in ein toll gezeichnetes Universum einzutauchen. Und das, ohne die Längen Tolkiens (hab mich beim Original an einigen Stellen durchkämpfen müssen, bei „Ringe der Macht“ kein einziges Mal – und auch das habe ich nur nachts zwischen 2 und 6 Uhr gelesen).

Die Silber-Trilogie (Kerstin Gier)
In letzter Zeit sind Liv Silbers Träume ziemlich gruselig. Einer speziell beschäftigt sie mehr als andere – sie sah sich auf einem Friedhof bei Nacht und beobachtete vier Jungs, die ein düsteres magisches Ritual durchführten. Diese vier Jungs sind aber eine echte Verbindung zu Livs Wirklichkeit, denn Grayson und seine drei engsten Freunde existieren wirklich. Seit Kurzem geht Liv auf dieselbe Schule wie sie. Sie sind tatsächlich ziemlich nett.
So beginnt der Auftakt der phantastischen Silber-Trilogie der Autorin Kerstin Gier. Es ist ein Auftakt zu drei in sich abgeschlossenen, aber aufeinander aufbauenden Handlungen, an dessen Ende ein spannender Finalkampf steht. Die Auflösung war mir bis dato nicht klar, was ich als positiv empfinde.
Grundlegend hat mir die Trilogie gefallen, auch wenn ich das Gefühl hatte (wie sehr oft in Trilogien), dass der zweite Band eher ein Übergangskapitel im großen Ganzen darstellt, was ich schade finde.
Was mich immer weiter hat lesen lassen (und ich lese aktuell viel nachts, wenn mein Baby Hunger hat und ich irgendwie die Augen mehr als nur einen Spalt aufbekomme) ist Giers Schreibstil. Der ist wirklich toll zu lesen, mit einer Portion Witz. Ich mag diese Art der Innenschau einer Figur, dieses etwas Saloppe. Auch den Spannungsbogen schafft sie, über die drei Bücher hinweg hochzuhalten.
Die Hauptfigur Liv ist schlagfertig und hat zu Beginn nichts mit Jungen am Hut – das ändert sich allerdings im ersten Band recht schnell. Dass die Jungs, mit denen sie das Geheimnis der Traumtüren teilt, die coolen Typen ihrer neuen Schule sind und natürlich dementsprechend toll aussehen tut dem Ganzen auch tatsächlich keinen Abbruch. Auch wenn ich am Anfang dachte: Ach ja, die alte Leier. Aber dadurch, dass sie jeder einen eigenen, ausgebauten Charakter erhalten haben, drücke ich hier ein Auge zu 😉
Ich habe die einzelnen Bände innerhalb weniger Nächte durchgelesen und kann demnach nur zusammenfassen: sie lohnen sich zu lesen. Ich empfehle die Reihe für alle ab 14 Jahren (dies ist auch die Altersempfehlung des Verlags), die auf der Suche nach seichter Romanze, Geheimnissen, Spannung und etwas für Zwischendurch sind.

Das Institut (Stepehen King)
Luke (12) wird entführt, seine Eltern ermordet. Er findet sich in einem Raum wieder, der genauso aussieht wie sein Kinderzimmer – nur ohne Fenster. Schnell wird klar, dass er aufgrund seiner paranormalen Fähigkeiten genau wie viele andere Kinder gefangen gehalten wird. Immer mehr seiner neuen Freunde verschwinden im sogenannten Hinterbau und verzweifelt wird Luke klar, dass er schnellstmöglich fliehen muss, um einem grausamen Schicksal zu entgehen.
Ich gebe ehrlich zu: ich bin kein großer King-Fan, die meisten seiner Bücher habe ich begonnen, aber nie beendet. Dieses hier habe ich gern gelesen. Auch wenn die Spannungskurve eher flach verläuft und es auch gegen Ende hin keine großen Überraschungen gibt, ist es spannend, die Geschichte rund um Luke und seine neuen Freunde zu verfolgen.
Es werden menschliche Abgründe dargestellt, aber auch hilfsbereite Personen, die den Kindern helfen. Luke ist eine interessante Persönlichkeit, der sich selbst für nichts Besonderes hält. Nur in Sachen PC und Internet macht ihm so schnell keiner was vor, so dass er im Laufe der scheint einiges an Informationen sammeln kann. Diese führen letzten Endes dazu, dass er sich hilfreiche Verbündete sichert.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich bald schon ein weiteres Buch von King in die Hand nehme. Jedoch hat mir das Institut gezeigt, dass ich in Zukunft nicht mehr ganz so abgeneigt bin.
Ich empfehle den Roman allen King-Fans und solchen, die es werden wollen 😉

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland (Christina Henry)
Alice ist seit zehn Jahren im Irrenhaus und alle glauben, dass sie verrückt ist. Sie erinnert sich an nichts – warum sie hier ist oder warum sie jede Nacht Albträume von einem Mann mit Kaninchenohren hat. Als ein Feuer ausbricht, kann sie zusammen mit ihrem einzigen Freund, Hatcher, der geisteskranke Axtmörder aus der Nachbarzelle fliehen. Alice und Hatcher sind frei, aber ein dunkles Wesen, das in den Tiefen des Irrenhauses eingesperrt war, ist ebenfalls entkommen und jagt die beiden. Erst wenn Alice dieses Ungeheuer besiegt, wird sie die Wahrheit über sich herausfinden – und was das weiße Kaninchen ihr angetan hat.
Alice im Wunderland ist ein klassischer, magischer und faszinierender Roman, der schon viele Generationen begeistert hat. Doch diese Adaption stellt die Dinge auf den Kopf. In dieser neuen Version von Alice im Wunderland erwartet uns eine düstere und erschreckende Reise voller Geheimnisse, Kreaturen und rätselhafter Ereignisse. Es gibt auch viele andere dunkle Elemente, die man nicht erwarten würde: Alice’ Traumwelt ist voller Gefahren und Abenteuer, aber auch voller bedrohlicher Geheimnisse. Einige Charaktere sind möglicherweise nicht so nett wie sie zuerst erscheinen. Zusätzlich dazu kann Alice in dieser Adaption auf unvorhersehbare Hindernisse stoßen, sodass sie all ihren Mut zusammennehmen muss, um ihr Abenteuer zu überstehen und am Ende als Siegerin hervorzugehen.
Ich fand die Idee, die bekannten Figuren wie die Grinsekatze oder die Raupe als Menschen darzustellen, gut, da sie dem Ganzen noch etwas mehr Realismus verleiht. Die Spannungskurve war so weit in Ordnung, nur das Ende hat mich enttäuscht. Es hatte einen gewissen Deus Ex Machina Hauch, wie letzten Endes der Antagonist besiegt wurde. Das ist auch einer der Gründe, wieso der Roman keinen so bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Die Figuren fand ich gelungen. Alice ist psychisch echt angeknackst, ebenso wie Hatcher. Man erfährt Teile ihrer Vergangenheit, die ebenfalls keine leichte Kost sind. Empfehlen würde ich das Buch demnach denjenigen, die kein Problem damit haben, von Gräueltaten zu lesen und das Morbide mögen.

Vergessene Welt (Michael Crichton)
„Jurassic Park – Vergessene Welt“ von Michael Crichton aus dem Jahre 1995 ist der direkte Nachfolger des bekannten „Dino Park“ und behandelt eine weitere Episode gentechnisch hergestellte Dinosaurier, die auf einer Inselgruppe vor Costa Rica ins Leben gerufen wurden.
Der Wissenschaftler Levine ist von der Idee dieser vergessenen Welt so begeistert, dass er immer mehr Nachforschungen anstellt und schließlich herausfindet, wo sich die Insel mit den Dinosauriern befinden soll.
Dr. Ian Malcolm, den Chaostheoretiker, den man bereits im ersten Teil kennenlernte, reist ihm mit einer kleinen Gruppe hinterher, der sich im Heimlichen auch die beiden Kinder Arby und Kelly anschließen. Vor Ort entdecken sie ein funktionierendes Ökosystem und werden sogleich vom Tyrannosaurus aufgeschreckt.
Ihr Gegenspieler ist Lewis Dodgsons, der bereits in „Dino Park“ seine Intrigen spann. Dieser reist ebenfalls auf die Insel und nimmt die Verhaltensforscherin Dr. Sarah Harding mit sich, die eigentlich zu Malcolm gehört.
Letzten Endes passiert genau das, was Malcolm prophezeit: Die Menschen dringen zu sehr ins Territorium vor und mischen sich ein. Was folgt, ist eine spannende Jagd ums Überleben.
Die Figuren sind gut gezeichnet und herausgearbeitet. Vor allem die Kinder Arby und Kelly schließt man schnell ins Herz. Während man beim gleichnamigen Kinofilm eher von Malcolm und seiner Art genervt ist, ist es im Roman Levine, der mit seiner überheblichen und besserwisserischen Art eher negativ ankommt. Malcolm selbst ist oft demotiviert und lässt sich schnell hängen und muss sich von Harding immer wieder aufbauen lassen. Es macht ihn menschlicher und daher auch sympathischer.
Crichton gibt an unzähligen Stellen durch die Charaktere interessante Fakten über die Chaostheorie, die Evolution und viele andere Themen wider. Da dies eigentlich immer im Dialog mit den Kindern geschieht, wirkt es nicht als Info-Dump wirkt und ist angenehm.
Die Originalität dieses Romans ist unbestritten. Crichton gelingt es, Spannung und eine in sich logische Storyline mit einer Unmenge an Informationen zu verbinden, die trotzdem keine Langeweile aufkommen lassen. Insgesamt ist der Roman vermutlich nichts für Leserinnen und Leser, die ununterbrochene Action mögen. Wenn man sich jedoch für die Theorien und die Welt der Dinosaurier interessiert, ist es ein gelungenes Abenteuer. Man darf sich nur nicht wundern, dass der gleichnamige Film sich lediglich lose an der literarischen Vorlage bedient.
Ein wirklich lohnenswerter Roman!

Die Spiegelreisende - Die Verlobten des Winters (Christelle Dabos)
Ophelia ist eine Leserin – sie kann Dinge lesen, also ihre Vergangenheit erfühlen. Sie leitet ein Museum und ist glücklich damit. Doch dann soll sie verheiratet werden – mit einem ihr unbekannten Mann aus einem anderen Ende der Welt. Thorn ist ein schweigsamer, mürrischer Mann, der ebensowenig den Anschein macht heiraten zu wollen wie sie. Nichtsdestotrotz fliegt sie mit ihm in seine eisige Heimat. Dort herrschen vollständig andere Regeln und Gesetze. Mit einem Mal dient sie verdeckt als Page dem Hofe rund um den Familiengeist. Jeder Einzelne scheint seine eigenen Intrigen zu spinnen und eigene Pläne zu verfolgen. Ophelia kann niemandem trauen, nicht einmal ihrem Verlobten.
Der erste Band von aktuell vier Büchern entführt die Leser in eine Welt voller Probleme und Intrigen. Hier wurde ein interessanter Weltenbau betrieben, es gibt verschiedene (unsterbliche) Familiengeister, die jeweils über ihre aus mehreren Generationen bestehenden Nachkommen herrschen. Die einzelnen Familien leben auf Archipelen, und bleiben meist nur unter sich. Ophelia gehört zu den Animisten, die Gegenstände rein durch Zuneigung zum Leben erwecken können. So ist ihr ständiger Begleiter ein oller Schal, der auch mal beleidigt sein kann.
Ophelia ist eine spannende Protagonistin, die nicht so recht in ihre Familiendimension passt. Sie leitet ihr eigenes Museum und legt keinerlei Augenmerk auf ihr Äußeres. Mithilfe ihrer Kräfte, Gegenstände zu lesen kann, hat sie einen tadellosen Nachweis über alle Museumsstücke erstellt. Sie ist ebenfalls eine der seltenen Spiegelreisenden. Nur Personen, die sich selbst ohne jegliche Verkleidung im Spiegel betrachten können, können durch sie reisen.
Insgesamt dreht sich in diesem ersten Band alles um ihre erste Zeit am Pol, die alles andere als einfach ist. Jeder scheint etwas gegen sie zu haben und keinem kann sie trauen. Dabei macht sie eine gute Entwicklung durch.
Von hier an folgt ein Block SPOILER.
Die Aspekte, die ich sehr spannend finde – das Spiegelreisen, das Gegenstände lesen, das Gegenstände zum Handeln zu bringen – nehmen leider nur einen sehr geringen Raum ein. Hauptsächlich geht es um die Intrigen, die rund um Ophelia gesponnen werden und darum, dass sie nicht auffallen darf. Immer wieder erhält die derbe Rückschläge, weil sie ungeschickt in Situationen hinein stolpert. Nie kann sie und auch die Leser sich sicher sein, endlich mal etwas Wahres herausgefunden zu haben. Und letztlich kam das Ende des ersten Bandes so abrupt, dass ich eine Minute lang auf die Danksagung gestarrt habe. Ein so offenes Ende mag einigen gefallen, mich hat es verwirrt und ein wenig genervt zurückgelassen. Als ob ein letztes, klärendes Kapitel fehlt.
SPOILER Ende
Der Spannungsbogen hält sich – wenn auch eher flach – bis zum Ende des ersten Bandes. Es werden spannende, vielseitige Charaktere eingeführt und es wird ein Einblick in diese völlig andere Welt gegeben. Ich empfehle dieses Buch für erwachsene Leser:innen, eine Mischung aus Fantasy und Hofintrigen mögen.
Romane von Freunden

Im Auge des Windes (Fabian Stendtke)
Das Kinderbuch „Im Auge des Windes“ ist eine kurzweilige, spannende Geschichte am anderen Ende der Welt. Um genau zu sein, auf einem Schiff in Richtung Antarktis. Der Protagonist, der elfjährige Jonas, und seine Schwester begleiten ihre Mutter auf eine Expedition. Doch bereits zu Beginn der Reise entdeckt Jonas, dass nicht alles an Bord mit rechten Dingen zugeht. Gemeinsam mit seiner Schwester begibt er sich auf Spurensuche und deckt nach und nach eine Verschwörung auf.
Die Geschichte beginnt, wie ein Kinderbuch nicht beginnen sollte: einige Seiten über Jonas und seinen Aufenthaltsort, über seine Gedanken, Beobachtungen und Erinnerungen. Doch nach diesem etwas umfangreicheren Anfang leitet uns der Autor durch Jonas´ Entdeckungen mit Witz, Charme und Fantasie.
Neben wunderbaren Einblicken in die angesteuerten Inseln der Tasmanischen See erfährt der Leser auch etwas über die Tierwelt. Das alles gepaart mit einer Detektivgeschichte macht „Im Auge des Windes“ trotz der mitunter umfangreichen Beschreibung der Umgebung, die immer wieder auftaucht, äußerst lesenswert für Groß und Klein.

Schmackofatz (Fabian Stendtke)
Das Bilderbuch „Schmackofatz“ erzählt die Geschichte einer kleinen Waldmaus, die sich für den kommenden Winter wappnet. Allerdings möchten die anderen Waldtiere nichts davon hören und essen ihr Futter lieber gleich auf. Als der Winter einbricht, erkennen sie jedoch, dass die Waldmaus recht hatte und suchen sie in ihrem Nest auf.
Die Geschichte ist kurzweilig und mitunter von komplexen Reimen begleitet, die für kleiner Kinder mitunter schwer verständlich sind. Doch ein wenig Anspruch an unsere Kleinen können wir ruhig stellen.
Die Illustrationen sind wunderschön und immer gespickt mit einem Detail der Menschenwelt – ein paar getragene Socken hier, ein Schal dort. Das Thema ist bekannt, wird hier jedoch mit den unterstützenden Bildern und den schönen Reimen toll dargestellt.
Insgesamt ein lohnenswertes Kinderbuch, in das ich immer wieder rein schaue.

Phytera (Hari Patz)
Der Roman, der im April 2021 veröffentlicht wurde, erzählt die Reise des Jungen Miro, der die Welt vor einer drohenden Gefahr retten muss: Kabil, dem dunklen Herrscher des einzigen Flecken Landes, das sich noch in der fiktiven Welt Phytera befindet. Der Rest der Welt ist überschwemmt, die Menschen leben größtenteils auf dem Wasser.
Phytera, der Verbund allen pflanzlichen Lebens, schickt Miro auf seine wichtige Mission. Er reist gemeinsam mit seinem Freund Arko, einer Art Delfin, und Junior, dem jüngsten Spross von Phytera selbst, über das Meer, um sich auf den großen Kampf gegen Kabil vorzubereiten.
Letztendlich muss er sich ihm stellen, doch nicht nur er erhebt sich gegen den mächtigen Herrscher. Die Menschen müssen für eine gemeinsame Zukunft lernen, wieder im Einklang mit der Natur zu leben.
Hari Patz entführt uns in eine postapokalyptische Welt, in der die Menschen gelernt haben, auf dem Wasser zu überleben. Nur auf Rowanda, dem einzigen bekannten Landstück, werden die Bewohner ausgebeutet und unterdrückt. Diese Missstände werden von Miro, der zu Beginn ein unscheinbarer Jugendlicher ist und sich erst im Laufe der Zeit zu einem Krieger entwickelt, bekämpft.
Der Autor schreibt anschaulich und mit vielen Dialogen, gibt den Charakteren ihren eigenen Touch und entführt uns kurzweilig in eine andere Welt, die aus unserer resultiert ist.
Wer eine komplexe Handlung mit vielen Wendepunkten, Verrätern und unüberwindbaren Hindernissen sucht, der sollte seine Finger von Phytera lassen. Hier geht es darum, eine Welt aufzuzeigen, in der die unterschiedlichen Arten (Menschen, Bäume und Tiere) friedlich miteinander leben können.
Die Gefahren, denen sich Miro stellen muss, werden schnell aus dem Weg geräumt und meistens gewaltfrei.
Nichtdestotrotz ist es – wie der Untertitel es sagt – eine fantastische Geschichte mit abwechslungsreichen Figuren, die einfach schön zu lesen ist

Die Zeitreisenden (Michael Stappert)
Der Kurzroman „Die Zeitreisenden“ von Michael Stappert ist eine kurzweilige Science-Fiction-Geschichte mit drei sympathischen Hauptfiguren, die gemeinsam die Welt retten. Der Protagonist Dunn ist Sheriff und gabelt zu Beginn ein vollständig nacktes Pärchen vom Straßenrand auf. Bald schon erfährt er von den beiden, dass sie aus der Zukunft kommen und ihre Erzfeinde, die Insektoiden, eine Waffe durch die Zeit geschickt haben, um die Menschheit auszulöschen.
Der Kurzroman ist in drei Akte geteilt, die jeder für sich seinen eigenen Spannungsbogen besitzen. Der Endkampf, auf den die gesamte Storyline zusteuert, ist nicht zu überzogen und realistisch dargestellt, wie es nun einmal in einer futuristischen Geschichte sein kann.
Das Thema der Zeitreisenden ist natürlich nicht neu, wird hier aber als Ausgangspunkt für eine kurzweilige Liebesgeschichte und die Auseinandersetzung des Protagonisten mit der Möglichkeit des Zeitreisens genutzt.
Wie in anderen Büchern des Autors merkt man deutlich seinen eigenen Stil, der sich wie eine rote Linie durch seine Werke fädelt und Wiedererkennungswert besitzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Michael Stappert mit seinen „Zeitreisenden“ eine spannende Geschichte aufgebaut hat, die sich an den Normen der Science-Fiction und den Zeitreisephänomenen entlanghangelt. Ein kleiner Schmöker für alle, die dieses Genre für sich gefunden haben.